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Die fruehmittelalterlichen Fundstellen von Thunau am Kamp (NÖ) und ihre bioanthropologischen Evidenzen – eine Zusammenfassung

Abstract

Der Beitrag präsentiert in einer überblicksartigen Zusammenschau einige ausgewählte Ergebnisse der bioanthropologischen Analyse der frühmittelalterlichen, ins 9. bis 10. Jahrhundert datierenden menschlichen Skelettreste von Thunau am Kamp. Einbezogen wurden die Skelettreste von 373 Individuen, die aus zwei Fundstellen geborgen wurden: der befestigten Höhensiedlung, die möglicherweise einer sozialen und militärischen Elite vorbehalten war, und dem (unbefestigten) Suburbium am Fuße des Schanzberges, dessen Fundspektrum auf eine groß angelegte handwerkliche Produktion und landwirtschaftliche Tätigkeit schließen lässt und diesem Bereich damit den Charakter einer „Industriezone“ verleiht. Die paläopathologische Analyse konnte eine große Anzahl an krankhaften Veränderungen aufdecken, insbesondere solche, die mit einer Tuberkuloseinfektion in Verbindung zu bringen sind, wie spezifische Verformungen der Wirbelsäule und Gelenke. Weitere, möglicherweise aus dieser Erkrankung resultierende (unspezifische) Symptome einer Rippenfellentzündung und Meningitis wurden ebenfalls beurteilt, wobei auch molekulargenetische Analysen zum Einsatz kamen. Es wird die Annahme geprüft, dass sich die beiden zeitgleichen Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Stressbelastung und Lebensbedingungen in Abhängigkeit von demographischen, funktionalen und sozialen Gegebenheiten unterschieden haben. Die Überlegungen schließen auch Erkenntnisse aus den Isotopenuntersuchungen ein. Bedeutung kommt hier insbesondere den Strontium Isotopenuntersuchungen zu, die einen außerordentlich hohen Anteil an nicht-ortsansässigen Individuen erbrachten und damit die Interpretation der Höhensiedlung als befestigten Zentralort mit spezifischer militärischer Funktion im Grenzgebiet des Frankenreiches unterstützen.
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